Schachaufgaben von 1844 aus Leipziger Illustrirte Zeitung |
Diese Seite ist ein zusätzlicher Service für die Leser meines Buches: Elke Rehder:
"Schach in Zeitungen des 19. Jahrhunderts. 210 Schachaufgaben und 200 Bilder."
Homburg, EDITION JUNG, 2014. 340 S., Format DIN A5, kartoniert. ISBN
978-3-933648-54-9.
Die Schachaufgaben und die Lösungen aus der Leipziger Illustrirten Zeitung habe ich
fotografiert (ohne Schachpartien und Fernschach). Im ersten und zweiten Jahrgang der Zeitung wurden die Namen der
Schachkomponisten nicht genannt.
Einen Teil der Antworten des Schachredakteurs K. J. S. Portius (1797-1862) auf die Leserbriefe von Schachspielern habe ich aus den alten Zeitungen abgeschrieben. Die Namen der Schachspieler wurden in der Zeitung nicht genannt, sondern meist nur mit Anfangsbuchstaben angegeben.
Schachaufgabe Nr. 6 vom 6. Januar 1844
Weiß ist am Zuge und macht Matt in 9 Zügen.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 2. März 1844
Für die Schachaufgabe Nr. 6 ist uns die Bemerkung zugegangen, dass zu ihrer
Lösung statt der angegebenen neun, auch schon folgende vier Züge ausreichend
seien:
Weiß |
Schwarz |
Turm von E1 auf E8 und Schach | Läufer von G7auf F8 |
Springer von G4 auf H6 und Schach | König von G8 auf G7 |
Königin von F2 auf F7 nimmt Bauer und Schach | König von G7 auf H6 oder H8 |
Königin von F7 auf F8 nimmt Läufer und Matt |
Briefwechsel mit Allen für Alle - 13. April 1844
Herrn A. R. v. P. in W-n. Gegen Ihre Lösung der Schachaufgabe Nr. 6 in vier
Zügen können wir nichts einwenden, doch glauben wir die Bemerkung nicht
unterlassen zu dürfen, dass wir bei eingesendeten Aufgaben nur dafür stehen
können, dass sie formell richtig sind, nicht aber, dass ein genialer Spieler
nicht eine kürzere Lösung findet.
Schachaufgabe Nr. 7 vom 20. Januar 1844
Die Schwarzen sind am Zug und geben Matt in vier Zügen
Briefwechsel mit Allen für Alle - 2. März 1844
Gegen die Auflösung der Schachaufgabe Nr. 7 macht Herr P. in Dahlen den
Einwurf, dass beim dritten Zuge der Bauer auf H7, die Königin auf G8 schlagen
könne. Dies beruht auf einem Druckfehler, den wir leider wieder in der Aufgabe
zu bedauern haben. Die obenstehende Zeile Weiß und die untenstehende Zeile
Schwarz müssen miteinander vertauscht werden. Interessant erscheint dagegen
folgende Auflösung, die Herr P. in Dahlen für dieselbe Aufgabe gibt und wobei
die beiden letzten Züge auf verschiedene Art gemacht werden können:
Schwarz |
Weiß |
Springer von G5 auf F7 und Schach | König von H8 auf G8 |
Springer von F7 auf E5 und Schach | Turm von E8 auf E6 |
Königin von D5 auf D8 und Schach | Turm von E6 auf E8 |
Königin von D8 auf E8 nimmt Turm und Matt |
Briefwechsel mit Allen für Alle - 27. Januar 1844
Beppo. Die Spiele werden nach und nach sämtlich erscheinen und auch das
Nähere über Philidors Zepter werden wir zu erforschen suchen.
Schachaufgabe Nr. 8 vom 3. Februar 1844
Weiß ist am Zuge und macht Matt in 4 Zügen.
Schachaufgabe Nr. 9 vom 10. Februar 1844
Dieses Endspiel, bei dem Weiß unmittelbar auf Matt steht, wird durch Ph.
Stamma zu Gunsten des Weißen erst mit dem achten Zuge entschieden; auf welche
Weise ist aber Schwarz schon mit dem dritten Zuge Matt zu machen?
Schachaufgabe Nr. 10 vom 24. Februar 1844
Weiß ist am Zuge und setzt mit dem sechsten Zuge Matt.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 23. März 1844
Herrn A. Offl. Die uns zugegangene Auflösung der Schachaufgabe Nr. 10
unterscheidet sich von der bereits mitgeteilten Auflösung, zunächst in zwei
gleichgültigen Zügen, nämlich: zweiter Zug Springer von G6 auf E5 und vierter
Zug, Springer von E5 auf D7; dann aber auch durch Vermeidung eines sich freilich
von selbst verbessernden Druckfehlers im sechsten Zuge: Springer von F8 auf G6.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 20. April 1844
Herrn M. in P. Wir sehen uns gern von strengen Kritikern gelobt; der
eingesandten Lösung der Aufgabe 10 lassen wir alle Gerechtigkeit widerfahren und
versprechen feierlichst, Sorge tragen zu wollen, dass Druckfehler in den
Schachaufgaben von jetzt an gänzlich vermieden werden. Würden wir nicht dadurch,
dass wir zur Revision der Schachaufgaben und aller dahin einschlagenden Artikel
endlich einen sehr sorgfältigen Schachspieler gewonnen haben, auf dessen Urteil
über die eingesandten Spiele u. s. f. wir uns verlassen zu können glauben, in
den Stand gesetzt, mit größter Zuversicht auszusprechen, dass von heute ab keine
Fehler mehr vorkommen und den Zweck, weshalb wir uns überhaupt mit dem Schach
befassen, vereiteln sollen, so würden wir lieber aufgehört haben, Schachpartien
zu geben, um uns nicht immer neue Versehen zum Vorwurf machen lassen zu müssen.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 2. März 1844
An unsere Schachspieler. Der Vorzug, welcher das Schach zum "König aller
Spiele" macht, liegt in der unerschöpflichen Mannigfaltigkeit der dabei
möglichen Kombinationen. Ein Hauptreiz von Schachaufgaben und Meisterspielen ist
daher, neben der kurzen oder sinnreichen Lösung, die vorliegt, auch noch die
Aufsuchung anderer Wege zum Ziele zu veranlassen, und sie erscheinen umso
ansprechender, wenn sich ergibt, dass ein genialer Einfall rascher und näher
dorthin gelangt. Von diesem Gesichtspunkte aus ist es höchst erfreulich für uns,
den Lesern der Illustrirten Zeitung sowohl für die von ihr mitgeteilten
Aufgaben, als für die von den beiden Meisterspielern St. Amant und Staunton in
dem großen Schachwettkampf zwischen England und Frankreich gemachten Partien
einige bessere Züge und Auflösungen vorlegen zu können, die, uns von deutschen
Schachspielern gütigst eingesandt, den Beweis liefern, dass nicht England und
Frankreich allein um Philidor's Zepter zu kämpfen berechtigt sind.
Schachaufgabe
Nr. 11 vom 9. März 1844
Weiß ist am Zug und macht Matt in vier Zügen.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 6. April 1844
Den zahlreichen Schachspielern, welche gegen die Aufgabe Nr. 11 in Nr. 37 und
gegen die Auflösung in Nr. 38 Bedenken erhoben haben, teilen wir vorläufig mit,
dass dieselbe dem Einsender zur Rechtfertigung mitgeteilt worden ist. Bei
alledem haben wir aufrichtig zu bedauern, dass der mit der speziellen Revision
dieses Teiles unseres Blattes Beauftragte Schachspieler eine solche Aufgabe
zugelassen hat und werden Sorge tragen, dass ähnliche Übersehen in Zukunft nicht
wieder vorkommen. Als eine Verbesserung der Aufgabe, die nicht ohne Interesse
ist, teilen wir übrigens unten stehende Reklamation mit:
Reklamation. Es tut mir leid einer löblichen Redaktion hinsichts der 11.
Schachaufgabe erklären zu müssen, dass dieselbe, so wie sie hingestellt ist,
nicht richtig sein kann. Zieht Schwarz - wozu aber keine Notwendigkeit vorhanden
- sobald ihm durch Dekuvrierung der Königin vermittelst des Springers und
Fortnehmen des schwarzen Läufers ein Doppelschach gegeben wird, auf 1 der
E-Felder, so ist Schwarz im nächsten Zuge matt. Schwarz muss also mit seinem
Könige auf G1, von wo ihm nicht verwehrt werden kann auch auf H1 zu ziehen, wo
Schwarz, wenn Weiß keinen schwarzen Läufer hat, so sicher wie in Abrahams Schoß
ist, da für die nächsten Züge jeder Zugriff von Weiß durch seine Türme und den
Springer zurückgewiesen werden kann. Nur, wenn Schwarz ungeschickt genug ist,
sobald Weiß den Springerzug von F6 auf E4 getan hat und mit der Königin in der
Flanke von F8 auf C5 Schach gegeben, mit seinem König auf H1 früher zu ziehen,
bevor der Turm von D3 auf D4 gerückt ist, muss Schwarz vermöge des maskierten
Zwickmühlen-Schachs mit dem Springerzuge von E4 auf F2 u. s. w. beide Türme und
seinen Springer verlieren und wird mit dem sechsten oder siebenten Zuge matt, -
allein abgesehen davon, dass diese Züge auf einem Fehler basieren, so
überschreiten sie die Anzahl der in der Aufgabe gegebenen Züge. Diese lassen
sich nur innehalten, wenn Weiß in Stelle des Bauers C6 ein schwarzer Läufer
gegeben wird, und dann würden sich die Züge wie folgt stellen:
Weiß: |
Schwarz: |
Springer von F6 auf E4 nimmt Läufer und Schach | König von F2 auf G1 |
Königin von F8 auf F2 und Schach | König von G1 auf H1 |
Springer von E4 auf G3 nimmt Springer und Schach | Bauer von H2 auf G3 nimmt Springer |
Königin von F2 auf G2 nimmt Bauer und Matt |
So aber, wie die Aufgabe Nr. 11 in Nr. 37 der Zeitschrift gestellt ist, halte ich die Lösung in vier Zügen Matt, wenn Schwarz richtig spielt, nicht für möglich. M.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 13. April 1844
Mehrere Schachspieler in G. Wir können zu unserer Entschuldigung nichts
sagen, als dass die verfehlte Aufgabe mindestens einen sehr tüchtigen
Verbesserer in Nr. 41 gefunden hat; und ist nicht Übung des Scharfsinnes auch
eine angenehme Unterhaltung?
Schachaufgabe Nr. 12 vom 16. März 1844
Weiß ist am Zuge und Schwarz soll Matt machen durch den Bauer, ohne den
feindlichen Bauer zu nehmen oder selbst seinen Bauer in einen Offizier zu
verwandeln.
Schachaufgabe Nr. 13 vom 23. März 1844
Weiß ist am Zuge und bewirkt in sechs Zügen ein forciertes Matt.
Schachaufgabe Nr. 14 vom 1. April 1844
Weiß ist am Zug und macht in sechs Zügen Matt.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 22. Juni 1844
G. U. in M. Wir teilen recht gern Ihre kürzere Auflösung der 14. Aufgabe mit:
Weiß |
Schwarz |
E1 - E8 † | C4 - C8 |
G2 - B7 † | A5 - B7 |
B4 - A6 † | B8 - A8 |
E8 - C8 † Matt |
Schachaufgabe
Nr. 15 vom 6. April 1844
Weiß steht zweifach auf Matt, setzt aber, da es am Zuge ist, Schwarz mit dem
dritten Zuge auf zwei Arten Matt.
6. April 1844
Das einundzwanzigste und letzte Schachspiel in dem Schachwettkampf zwischen
England und Frankreich gewann der Engländer Staunton, der somit die ersten elf
Partien und dadurch den Sieg gewonnen hat, nachdem der Franzose St. Amant sechs
Partien gewonnen hatte und vier Partien unentschieden geblieben waren. Der
Franzose St. Amant hatte den Anzug und spielte die Weißen. Das Spiel wurde am
Vormittage begonnen, um Mitternacht unterbrochen, am folgenden Tage fortgesetzt
und dauerte 14 Stunden.
Da der Franzose den Engländer früher schon in London besiegt, wie der Engländer
den Franzosen jetzt in Paris, so wollen beide später noch einen entscheidenden
dritten Meisterkampf miteinander unternehmen, für den sich bereits Wettlustige
gefunden haben.
Schachaufgabe Nr. 16 vom 13. April 1844
Weiß steht unmittelbar auf Matt und hat Schwarz in drei Zügen Matt zu machen.
Schachaufgabe Nr. 17 vom 20. April 1844
Weiß ist am Zug und entscheidet das Spiel in drei Zügen.
27. April 1844
Herrn A. K. in L. Ihr Wunsch erledigt sich durch die erfolgte Herausgabe des
Schachkampfs bei Meyer und Zeller in Zürich; wir würden sonst nicht abgeneigt
gewesen sein auf Ihren Vorschlag einzugehen, denn wir freuen uns wahrhaft, zur
Beförderung dieses edeln Spieles beizutragen.
Schachaufgabe Nr. 18 vom 4. Mai 1844
Weiß zieht und gibt Matt mit dem siebenten Zuge
Briefwechsel mit Allen für Alle - 15. Juni 1844
Herrn v. M. in P. Der Einsender der 18. Aufgabe würde nicht abgeneigt sein,
die angebotene Partie anzunehmen, hält aber nicht sich, sondern den Erfinder
gemeint, welcher schon längst tot ist. Die gegebene Lösung ist richtig, und was
besonders rühmend anerkannt wird, der Grund ist bemerkt worden, warum nicht
sieben, sondern nur sechs Züge angeführt wurden. Dem Wunsche sehr schwieriger
Aufgaben soll bereitwilligst entsprochen werden.
4. Mai 1844
Herrn A. B. in C. Ihre Bemerkungen in Hinsicht auf die Spiele von Staunton
und St. Amant und auf unsere Schachaufgaben liefern den Beweis, dass wir einen
sehr tüchtigen Schachspieler vor uns haben und dass Ihre Bescheidenheit viel zu
weit geht. Möchten Sie uns doch aus dem reichen Schatze Ihrer Erfahrungen selbst
einige Aufgaben mitteilen, wozu uns Ihre freundliche Zuschrift Hoffnung macht.
Die gerügten Druckfehler werden bei dem eben in Arbeit befindlichen neuen
Abdrucke unseres Blattes verbessert werden.
Schachaufgabe Nr. 19 vom 11. Mai 1844
Schachanekdote
Ein Marquis erblickt in einem Kaffeehause zu Paris seinen Nebenbuhler und
Todfeind, einen Abbé. Ihn auf der Stelle zu erstechen, ist sein erster Gedanke.
Da aber der Abbé gerade Schach spielt, so will der Marquis ihn noch so lange
leben lassen, als sein Spiel dauert. Unterdessen sieht er, hinter dem Rücken,
seinem Spiele zu. Aber Bewunderung und Entzücken ergreift ihn bei den schönen
und eleganten Zügen, die der Abbé tut, und plötzlich ruft er ihm zu: "Lassen Sie
uns in Zukunft Freunde sein!" Wie aber spielte der Abbé? So schön, wie unsere
Leser spielen müssen, wenn sie die 19. Aufgabe, den schwarzen König mit dem
vierten Zuge matt zu setzen, lösen wollen.
Schachaufgabe Nr. 20 vom 18. Mai 1844
Weiß gewinnt in sechs Zügen.
Schachaufgabe Nr. 21 vom 1. Juni 1844
Qui perd, gagne. Der Schwarze wird gezwungen, den Weißen, welcher am Zuge ist,
Matt zu setzen, und zwar in wenig Zügen.
1. Juni 1844
Zweierlei Endspiele nimmt die Illustrirte Zeitung sehr ungern auf, erstlich
solche, in welchen die eine Partie, offenbar verloren und in wenigen Zügen matt,
dennoch viele Züge tun muss, weil der Gegner mit einem Bauer oder auf einem
bestimmten Felde matt sehen will: denn solche Spiele haben gleich bei ihrem
ersten Anblick etwas Widerliches, anstatt Neugiererregendes. Eben so wenig, aber
noch weniger können wir zweitens mit denen unter dem Namen "Qui perd, gagne"
bekannten Endspielen uns befreunden, von welchen ein eifriger und berühmter
Schachspieler sagt: "Sie sind eine Versündigung an dem Schach, welches eine
unerschöpfliche Quelle sinnreicher Stellungen enthält, ohne dass wir seinen Sieg
freventlich zur Niederlage machen." So sehr aber auch dieses Wort uns
erschreckte, und uns mit Scheu vor diesen Endspielen erfüllte, so nehmen wir
dennoch eins von diesen, sowie von jenen, uns eingesendeten Endspielen auf, weil
beide in der Tat zu hübsch sind, als dass wir nicht eine Ausnahme machen und sie
mitteilen sollten.
Schachaufgabe Nr. 22 vom 1. Juni 1844
Weiß macht mit dem sechsten Zuge durch den Bauer Matt.
28. Juni 1845
Unter den Aufgaben von Damiano fanden wir zufällig auch unsere 22., Nr. 49,
welche ein Schachfreund Dresdens uns mitteilte als ein aus Indien stammendes
Schachrätsel. Dasselbe war: Weiß gibt in 6 Zügen mit dem Bauer Matt. Stellung.
Weiß: König B6. Turm B5. Turm B4. Springer B3. Bauer B2. Schwarz: König B8.
Schachaufgabe Nr. 23 vom 8. Juni 1844
Viele können die Schachaufgaben nicht schwer genug erhalten. Gut; hier ist
eine, deren Lösung auch einem Philidor Ehre machen würde. Weiß gewinnt (beim
besten Spiele des Schwarzen); aber nicht im siebenten, auch nicht im zehnten
Zuge. Wir wünschen Geduld und geben die Zeit von vier Wochen zur Lösung der
Aufgabe Nr. 23 (Ph. Stamma).
Briefwechsel mit Allen für Alle - 27. Juli 1844
An die Schachspieler bezüglich der Aufgabe Nr. 23. Das hundertste Stammaische
Endspiel hat ein Jahrhundert hindurch als die Krone derselben gegolten - siehe
Preußler's Schachspielgeheimnisse und dessen "Finis coronat opus" überschriebene
Lobrede auf selbiges. Es ist gewiss interessant, dass diese Aufgabe, an welcher
seit 1737 die größten Meister nichts auszusetzen wussten, endlich, und zwar mit
Recht, verworfen worden ist! In einer neuen, von einem Ungenannten
veranstalteten Ausgabe dieser Endspiele wird gezeigt, dass der Schwarze weit
besser ziehen könne, als Stamma denselben ziehen lässt. Die Stellung war: Weiß:
König C1, Läufer G1, Bauer F3. Schwarz: König A1, Springer A4, Bauer A2, F4; und
die neue Auflösung, nach welcher Schwarz remis macht, ist folgende:
Weiß |
Schwarz |
G1 - D4 | A4 - B2 |
C1 - C2 | C3 - D1 |
D4 - F6 | D1 - E3 † |
C2 - C1 | E3 - D1 |
F6 - E5 | D1 - C3 |
C1 - C2 | C3 - D1 |
E5 nimmt F4 | B2 - D3. Der Läufer kann jetzt nicht auf E5 zurück |
F4 - D2 | D1 - E3 † |
D2 nimmt E3 | D3 - E1 † |
C2 - C1 |
Nun folgt ein immerwährendes Schach, weil der weiße König die Felder C1
und C3 nicht verlassen darf.
Wer aber ist der Erfinder dieser genialen Verteidigung, an welche tausend und
aber tausend Schachspieler, die den Stamma studierten, nicht dachten? Wir
empfingen einige schätzenswerte, auf diese Verteidigung sich beziehende Briefe,
erfahren aber durch dieselben nicht, was wir so gern zu wissen wünschten. Ist
der Erfinder hinter der spottenden Stimme, welche aus dem Leipziger Café Saxon
erscholl, zu suchen? Wir suchen ihn vielmehr in Englands größtem Schachspieler,
William Lewis, wozu uns der Umstand veranlasst, dass dieser berühmte Lehrer des
Schachspiels den Stamma zu wiederholten Malen herausgegeben hat. Wir werden
nähere Nachrichten darüber mitteilen. Außer den Briefen von S. W. L. in Berlin
und F. B. in Hannover erhalten, für welche wir aufrichtigst zu danken haben,
sind noch eine Anzahl anderer eingegangen, welche - sonderbar genug - aus
entgegengesetzten Gründen und zwar mit derben Worten die 23. Aufgabe tadeln, als
ob sie zu leicht sei, indem der Weiße sogleich im zweiten Zuge, oder nach
wenigen, klar vor Augen liegenden Zügen, Matt machen könne. Zwei Mitglieder
eines Schachclubs, den wir nicht nennen wollen, ziehen schon im zweiten Zuge den
Läufer auf E5 und sehen nicht, dass dann der Springer B6 - D3 Schach geben und
den Läufer nehmen kann. Übrigens geben dieselben, so viel sie auch von sich
reden, nicht sich selbst, sondern einem andern, bedeutenden Manne die Ehre,
diese Auflösung gefunden zu haben. Zum Überfluss beklagen sie mit deftigen
Worten unsere fast in ganz Europa eingeführte Bezeichnungsart der Schachfelder,
und rühmen dagegen die ihrige - fortlaufende Ziffern, - welche bereits vor
länger als 100 Jahren, und zwar durch Philipp Stamma, aus den triftigsten
Gründen verdrängt worden ist. Der Nachweis der Ethymologie von Matt und Patt,
welchen sie gegeben, ist um eben so viel verspätet, und wir bedienen uns unserer
Schreibweise, weil - wir unsere Gründe dafür haben. Der ganze Brief ist ein
Beitrag zu den "Leiden eines Redakteurs", der sich nie vergreifen soll, indes
aller Welt freisteht, auf seinen Schreibtisch das Übereilteste zu legen.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 10. August 1844
W. W. in O. Wenn Sie die geniale Verteidigung des Schwarzen selbst gefunden,
so bewundern wir Ihren Scharfsinn; vorläufig müssen wir aber bei unserer ersten
in Nr. 56 angeführten Mutmaßung bleiben, dass der Engländer Lewis der Erfinder
und dass Sie bloß so glücklich gewesen sind, das von uns ebendort zitierte Buch
einsehen zu können, welches wir noch nicht in die Hände bekommen hatten. Unser
Schachmann ist übrigens als guter Schachspieler bekannt, deshalb müssen wir für
das letzte Vierteljahr alle Vorwürfe gegen die von uns mitgeteilten Aufgaben
zurückweisen, wiewohl wir zugestehen können, dass dieselben teilweise bereits
gedruckt und aus diesem Grunde solchen bereits bekannt waren, welche sich mit
der Schachliteratur vielfach beschäftigt, was doch bei den Allerwenigsten
vorausgesetzt werden kann. Den meisten Schachspielern waren unsre Aufgaben
gewiss neu und wurden deshalb mit Dank aufgenommen; diese Vielen müssen wir aber, wie Sie selbst genehmigen werden, mehr berücksichtigen, als die Wenigen
welchen die besseren und besten Quellen offen stehen und denen wir bloß
gelegentlich eine harte Nuss zu knacken geben können. Schließlich sind wir Ihnen
für Ihr sonstiges günstiges Urteil sehr verbunden.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 21. September 1844
W. W. in O. Sie geben uns noch eine andere Verteidigung des 100. Endspiels
von Stamma, unserer 23. Aufgabe, indem Sie im siebten Zuge C3 - E2 ziehen und
das Spiel des Schwarzen retten. Vortrefflich! Mit Erstaunen lesen wir aber in
englischen Blättern, dass weder Lewis, noch Herr W. W. in O., sondern Dr. C.
Meyer der Erfindung dieser Verteidigung sei. - siehe dessen Schachkampf in Paris
zwischen Mr. Staunton und Mr. de St. Amant. Nebst einem Anhang über das 100.
Endspiel des Ph. Stamma. 1844. - Dass Sie mit dem als Schachspieler berühmten
Dr. Meyer einen und denselben genialen Zug getan, macht Ihnen große Ehre, um so
mehr, da Sie so wenig über Schach gelesen zu haben scheinen.
Herrn E. v. Z. in B. bei H. St. Unseren freundlichsten Dank für Ihre gütige Teilnahme, zugleich aber von unserem Schachmeister die Bemerkung, dass die Stamma nachgewiesenen Fehler, mit Ausnahme des Endspiels 100. schon durch Preußler - Schachspielgeheimnisse und Lewis Stamma on the game of chess - entdeckt worden sind, wie aus dem Schachcodex zu ersehen. Sie werden daher von der Veröffentlichung wohl abstehen; doch haben wir Ihrem Wunsche gemäß Ihre Bemerkungen dem Leipziger Schachclub übersandt.
Schachaufgabe Nr. 24 vom 8. Juni 1844
Für Diejenigen, welche vor Allem etwas Schönes wünschen, geben wir die 24.
Aufgabe. Sie ist nicht neu; wer sie aber kennt, wird sich von Neuem ihrer
Einfachheit freuen. Übrigens ist sie für den, der Schachaufgaben löst, wie man
sie nur lösen sollte, nämlich, ohne einen Stein zu rücken und ohne zu probieren,
bis der Zufall ein Licht aufgehen lässt, schwer genug; und wer beim Anblick
dieser Stellung zieht, wie zu ziehen ist, ohne dass ihm vorher gesagt wird:
"Weiß macht mit dem siebenten Zuge Matt", gehört sicher zu den feinsten
Schachspielern.
Schachaufgabe Nr. 25 vom 15. Juni 1844
Weiß ist am Zuge und macht in neun Zügen Matt.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 24. August 1844
Herrn W. J. S. B7 - B6 in Auflösung, Aufgabe Nr. 25, ist ein besserer Zug als
B7 - B8, auf welchen Weiß nicht wie bei Ihnen im fünften, sondern erst im
neunten Zuge Matt setzen kann.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 15. Juni 1844
Herrn R. in S. Den drei Aufgaben mangelt Einfachheit; dem Allgaierschen
Endspiel wird durch die Verlängerung die eigentümliche Zierde genommen; der vom
Einsender bezüglich der zweiten Aufgabe wohl bemerkte Fehler, wird durch die
geschichtliche Einleitung nicht gehoben, sondern nur noch bemerklicher gemacht.
Das Allgaiersche neunte Endspiel ist uns schon früher eingesendet aber nicht
aufgenommen worden, weil die Stellung der Schwarzen nur bei einem schlechten
Spieler vorkommen konnte.
Schachaufgabe Nr. 26 vom 22. Juni 1844
Weiß zieht und macht in vier Zügen Matt.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 10. August 1844
S. U. C. in B. Wir danken Ihnen für Anerkennung unserer Schachbestrebungen,
müssen es uns indes versagen, Ihren Wunsch zu erfüllen, da wir auf eine Reihe
von früheren Aufgaben, gegen welche Sie reklamieren, nicht täglich zurückkommen
dürfen. Des Bauers Stellung auf D8 in der 26. Aufgabe haben wir als eines
augenfälligen Druckfehlers nicht geglaubt besonders berichtigen zu müssen.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 22. Juni 1844
S. W. F. in B. Die von Ihnen eingesandten Aufgaben sind ebenso schön als
dankenswert und sollen, obgleich ein Qui perd gagne darunter ist, nächstens
gegeben werden. Dass wir durch fernere Einsendungen uns nur geehrt finden
können, bedarf keiner Versicherung.