Schachaufgaben Illustrirte Zeitung 1843 |
Diese Seite ist ein zusätzlicher Service für die Leser meines Buches: Elke Rehder:
"Schach in Zeitungen des 19. Jahrhunderts. 210 Schachaufgaben und 200 Bilder."
Homburg, EDITION JUNG, 2014. 340 S., Format DIN A5, kartoniert. ISBN
978-3-933648-54-9.
Bei den ersten Schachaufgaben in der Leipziger Illustrirten Zeitung hatten
die Diagramme noch keine Bezeichnung der Reihen und Linien. Die Setzer und
Drucker hatten vor 1843 noch keine Erfahrung mit der Erstellung von
Schachdiagrammen. Bei der Zusammenarbeit zwischen Schachredakteur und Druckerei
schlichen sich zahlreiche Fehler ein. Berichtigungen folgten meist in der
übernächsten Ausgabe der Zeitung, wenn die Redaktion von Lesern per Briefpost
auf Fehler aufmerksam gemacht wurde.
Die Schachaufgaben und die Lösungen aus der Leipziger Illustrirten Zeitung habe ich fotografiert (ohne Schachpartien und Fernschach). Im ersten und zweiten Jahrgang der Zeitung wurden die Namen der Schachkomponisten nicht genannt.
Einen Teil der Antworten des Schachredakteurs K. J. S. Portius (1797-1862) auf die Leserbriefe von Schachspielern habe ich aus den alten Zeitungen abgeschrieben. Die Namen der Schachspieler wurden in der Zeitung nicht genannt, sondern meist nur mit Anfangsbuchstaben angegeben.
Schachaufgabe Nr. 1 vom 12. August 1843
Weiß zu rücken und in drei Zügen matt.
Schachaufgabe Nr. 2 vom 16. September 1843
Weiß ist am Zug und bietet Matt in drei Zügen.
Zu leichterer Orientierung werden wir künftig die Felder des Schachbrettes von oben nach unten mit A bis H, die Querfelder mit 1 bis 8 bezeichnen, und dadurch, wie wir hoffen, dem Wunsche der meisten deutschen Schachspieler begegnen.
Briefwechsel mit Allen für Alle - 2. Dezember 1843
Herrn Grafen von R. in M-tz. Mit Beziehung auf unsre vorläufige Antwort in
Nr. 18 und auf die Berichtigung der ersten Aufgabe in Nr. 16 müssen wir das
Bedenken hinsichtlich der zweiten Aufgabe, dass der Schwarze nicht matt werde,
wenn derselbe, anstatt mit dem Rochen von F5 auf G5, vielmehr auf A5 ziehe,
deshalb für unbegründet erklären, weil, wenn nicht der schwarze Rochen auf G5
geht, die weiße Königin den schwarzen König schon im zweiten Zuge auf D3 matt
machen würde, wodurch der angegebene als der möglichst vorteilhafte Zug sich
rechtfertigt. Für die gezeigt Teilnahme können wir nur unsern besten Dank
wiederholen.
Schachaufgabe Nr. 3 vom 14. Oktober 1843
Weiß ist am Zug und bietet Matt in drei Zügen.
Auflösung:
Briefwechsel mit Allen für Alle - 14. Oktober 1843
Mehrere Schachspieler in H. - Dass der Einsender einer Auflösung der
Schachaufgabe Nr. 1 sich geirrt hat, tut uns um seinetwillen leid, allein die
Lösung zurückzuweisen, bloß weil dieselbe mit der von uns gegebenen Lösung nicht
übereinstimmte, schien uns umso unfreundlicher zu sein, weil es der erste Fall
war. Da wir übrigens sehen, dass diese Aufgaben großen Beifall finden, werden
wir nun regelmäßig damit fortfahren.
Schachaufgabe Nr. 4 vom 4. November 1843
Weiß bietet matt mit dem dritten Zug.
Auflösung:
Briefwechsel mit Allen für Alle - 11. November 1843
Den Herren Schachspielern in Wien, denen unsere erste Schachaufgabe zu
unbedeutend gewesen ist, erlauben wir uns zu bemerken, dass wir kaum darauf
gerechnet haben, dass Meister ersten Ranges unseren Aufgaben ihre Aufmerksamkeit
zuwenden werden. Jetzt, wo wir dieses wissen, werden wir auch für solche Nüsse
sorgen, an welchen die schärfsten Zähne sich ohne Scheu versuchen dürfen.
Schachaufgabe Nr. 5 vom 18. November 1843
(Hier: Berichtigung zu Aufgabe Nr. 5 an 25.
November 1843)
Weiß ist am Zug und bietet matt mit dem vierten Zug.
Briefwechsel zur Schachaufgabe Nr. 5 (in der Zeitung Ausgabe Nr. 21)
Briefwechsel mit Allen für Alle - 9. Dezember 1843
Herrn D. W. in L. Die von Ihnen als fehlerhaft bezeichnete Schachaufgabe in
Nr. 21 mussten wir, wie dies in Nr. 22 bereits geschehen ist, ändern, weil sie
uns eingesendet worden war und wir kein Recht hatten, sie in anderer als der
vorgeschriebenen Form zu geben. Da aber der Bauer im feindlichen Feld gegen
jeden beliebigen Offizier vertauscht werden darf, so war die Aufgabe auch so,
wie dieselbe zuerst abgedruckt worden ist, keineswegs fehlerhaft und ist von
einem Herrn -s in B. in dieser Weise gelöst worden.
24. Februar 1844
Herrn F-ff in Gotha. Sie nehmen als Regel an, dass ein in die Dame gezogener
Bauer statt augenblicklich, erst nach einem andern Zuge, nicht bloß des Gegners,
sondern des eigenen Spiels in eine beliebige Figur verwandelt werde und lösen
dann die in Nr. 21 mitgeteilte Schachaufgabe in den vier Zügen:
Weiß |
Schwarz |
1) Königin von B4 auf A5 nimmt Königin und Schach | Turm von A7 auf A5 und nimmt Königin |
2) Bauer als Königin von F1 auf E2 und Schach | König von A2 auf A3 |
3) Königin von E2 auf B2 und Schach | König von A3 auf A4 |
4) Königin von B2 auf B3 und Matt |
Wer Ihre Regel gelten lässt, wird auch Ihre Auflösung richtig finden müssen. Ihre Bemerkung, dass nach der Berichtigung in Nr. 22 nicht vier, sondern fünf Züge erforderlich sind, wenn Schwarz Königin von A5 nach E5 und Schach als zweiten Zug macht, ist ebenfalls unbestreitbar. Die von Ihnen eingesandte Schachaufgabe wird nächstens mitgeteilt werden. Ihre Bezeichnung der Felder durch Zahlen von 1 bis 64 erscheint minder bequem.
Herrn F. E.... in Zittau
Sie ersehen aus vorstehender Antwort, dass allerdings eine Lösung der in Nr.
21 mitgeteilten Schachaufgabe Nr. 5 in vier Zügen möglich ist und können umso
weniger dagegen einzuwenden haben, da Sie nicht bloß die Berichtigung in Nr. 22
überflüssig gefunden haben, sondern selbst die Regel aufstellen, dass ein in die
Dame gezogener Bauer sich entweder in eine Königin oder, wenn diese Figur noch
vorhanden ist, in diejenige Figur sich verwandeln muss, auf deren Platz er
steht. Wie denn aber, wenn auch diese Figur noch vorhanden ist? Wer so
willkürlich die allgemein anerkannte Regel, dass der in die Dame gezogene Bauer
sich in jede beliebige Figur, die nicht mehr vorhanden ist, verwandeln kann,
wird auch die nicht minder willkürliche Regel, welche in der vorstehenden
Antwort erwähnt wurde, gelten lassen können. Die von Ihnen hervorgehobenen
Druckfehler, dass in der Auflösung statt der Königin, der König genommen werde,
und die schwarze Königin in der Aufgabe nicht auf A4, sondern auf A5 gestanden,
sind bereits als solche bemerklich gemacht worden, waren aber so
augenscheinlich, dass eine ausdrückliche Berichtigung überflüssig erschien.
2. Dezember 1843
Seit Labourdonnaie's Tode war der Schachthron erledigt. Wie Alexanders des
Großen, zerfiel auch Labourdonnaie's Reich unter seine Feldherren in Frankreich
und die besten Spieler Deutschlands und Englands. Zu den ersteren gehört Herr
St. Amant, der Herausgeber des Schachjournals Palamède, der mit allgemeiner
Zustimmung in Frankreich Labourdonnaie's Platz eingenommen hat. England verlor
Macdonnell, der zuweilen nicht ohne Glück Labourdonnaie selbst bekämpfte. Dort
leben aber noch Levis und George Walker, deren vortreffliche Schriften so viel
zur Förderung dieser edeln Kunst beigetragen. In den letzten Jahren hat sich in
England aber noch ein neues Licht gezeigt: Herr Staunton, Herausgeber des "Chessplayer`s
Chronicle", der jetzt für den besten Schachspieler in England gilt. Seine
Methode soll durch ihr rasches, glänzendes Wesen in hohem Grade Labourdonnaie's
gleichen. Im Frühjahr maß er sich mit Herrn St. Amant in London und unterlag
damals zwar, hat seit dieser Zeit aber dermaßen seine Kräfte vervollkommnet,
dass er jetzt, auf die Beistimmung seiner Landsleute gestützt, nach Paris
gegangen ist, um sich dem Sieger von Neuem gegenüber zu stellen. Wer zuerst elf
Spiele gewinnt, soll als Haupt der Schachspieler gelten. Der Kampfpreis besteht
in Philidors goldnem Zepter, 200 Pfd. Sterling an Wert; außerdem sind aber noch
weit höhere Summen auf die beiden Gegner gewettet worden. Am 12. November hat
der Kampf in dem Lokal des Pariser Schachclubs im Cafè de la Régence begonnen
und dürfte kaum vor dem Schluss des Jahres beendet werden. Das Schachspiel ist
in den letzten Jahren bei den gebildeteren Klassen so beliebt geworden, dass
dieser Kampf ein ungemeines Interesse erregt, und wir hoffen auf die Zustimmung
unserer Leser, wenn wir denselben versprechen, ihnen die sämtlichen Spiele
unmittelbar nach ihrem Schluss mitzuteilen.
Das erste Spiel dieses großen Schachwettkampfs zwischen England und Frankreich
ist beendet und wir geben dasselbe, da es uns noch vor dem Schlusse der Nummer
zugeht, ohne irgend einen Verzug. Herr St. Amant gewann den Anzug und spielte
mit den Weißen; Herr Staunton hatte die Schwarzen. Der Engländer siegte. Das
Spiel dauerte fünf Stunden.